Anima Streichquartett
 
 

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Nordbayerischer Kurier - Montag, 6. Mai 2013 Kultu

21.06.2013 21:58


"Anima heißt Seele"
Entspannt durch die Musik von Johannes Brahms: Ein Streichquartett im Wagner-Jahr
BAYREUTH
Von Frank Piontek

Seltsam, dass jemand, dem so viel musikalische "Seele" attestiert wird, sich derart präzis auf die Formgesetze der Wiener Klassik bezieht. Kein Wunder, dass Arnold Schönberg das Adagio des Streichquartetts op. 51/2 in seinem Aufsatz über "Brahms, den Fortschrittlichen", als Schulbeispiel der Form interpretierte. Der erste Satz des Streichquartetts realisiert, beispielsweise, eine vollkommene Sonatenhauptsatzform. Die Konstruktion aber verdeckt das Eigentliche: das Unaussprechliche. Der Wiener Serenadenton, der einmal hineinfährt, hilft dieser Unaussprechlichkeit durchaus nicht auf die Sprünge - denn doppeldeutig ist hier alles: die gelöste Wehmut, die heitere Traurigkeit. Wie kommt man solchen Widersprüchen bei? Das aus Ungarn angereiste Anima-Quartett arbeitet sich im Wagnersaal mit einem relativ entspannten Ton durch die Musik Johannes Brahms', der als Antipode Wagners gut genug ist,um in einem Programm mit dem Slogan
"Da steckt Wagner drin" zwar nicht den ganz Anderen zu vertreten, aber gleichsam eine Leerstelle einzunehmen: die der Kammermusik, die Wagner nie geschrieben hat. Inzwischen gibt es etliche Streichquartettbearbeitungen Wagnerscher Werke; das Anima-Quartett spielt das "Tristan"-Vorspiel (in einer exzellenten Bearbeitung András Novaks) so farbecht, dass man die Bläser nicht vermisst. Der Brahms aber ist einer der beiden Höhepunkte: spannend etwa, dem schillernden harmonischen Verlauf eines langsamen Satzes zu folgen, der Wagners Wort, Brahms sei langweilig, Hohn spricht. Das Anima-Quartett entbindet eine Fülle von Farben und Harmonien, die zugleich berauschen und das auf Konstruktionen erpichte Ohr spitzen lassen, da schon Schönberg, der Konstruktionsarchitekt, bemerkte, dass Brahms eine Botschaft komponierte, die unaussprechbar ist. Das ist spannend, aber - zumindest im Vergleich zu den zwei Tage zuvor gehörten Mahler Chamber Soloists - relativ harmlos. Bartóks erstes Streichquartett aber klingt schon im Beginn etwas anders.
Liegt's daran, dass Bartók Brahms' harmonische Schärfen noch übersteigerte? Oder dass sich die vier Ungarn beim
Landsmann richtig zu Hause fühlen? Lajos Lesznai schrieb in seinem schönen Bartók-Buch, dass der Komponist in
seinen Quartetten seine persönlichsten Gefühle ausgedrückt habe, die er gegebenenfalls mit meisterhafter Kontrapunktik
und "volkstümlichen" Tanzrhythmen verfremdete. Brahms und Bartók wohnten auf dem selben Stern -
das Anima-Quartett bringt beide Genies der Kammermusik derart zum Leuchten, dass der eingelagerte Wagner,
trotz Bartóks Tristan-Töne, wie ein reizvoller, handwerklich erstklassiger Fremdkörper wirkt: "seelenvoll" gemacht
und gespielt - und Unaussprechliches ausdrückend, doch nicht obwohl, sondern weil es vom Anima-Quartett so genau gebracht wurde. "Anima" heißt schließlich "Seele".

irmtrud

05.05.2013 03:21

Danke für das schöne Konzert , ich war die Person ,die wegen Tristan und Isolde fragte , Thank you very much for the concert in Basel . I was the one who is interested in the arrangement and asked for the recording Tristan and Isolde, because I cannot come to Freiburg. Thank you very much !!

Anima Streichquartett

02.12.2010 22:37

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